Mein unperfektes pairfect Sockenpaar oder wie ich mein erstes paar Socken verstrickte

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Tja, was soll ich euch sagen. Meine Socken haben einen Schaden. Man ist geneigt zu sagen, dass sie somit ja wunderbar zu mir passen. Enge Freunde von mir würden sich darüber sicherlich nicht mal wundern. Denn normal funktioniert bei mir ja irgendwie nie etwas. Schon von Kindheit an weiche ich von der Norm ab. Das ganze gipfelte in einer generalisierten Angststörung und Angstattacken. Kurz gesagt, ich bin etwas neben der Spur 🙂 

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Ja, keine Panik. Man muss sich selbst und auch seine Erkrankungen durchaus mal von der humorvollen Seite betrachten.  Auch die lustige bis sarkastische Seite des ganzen ist wichtig um gesund zu werden. Jetzt mit etlichen Jahren Erfahrung im etwas anders sein, gibt es viele Momente, an denen ich sehr gut den Kopf über mich selbst schütteln kann. Ob nun die Panik vor Halsschmerz-Tabletten (ich weiß nicht mal ob es einen lateinischen Begriff für diese Art Angst gibt). Oder meiner echt nervigen Angst vor Türen die sich hinter mir schließen und die mich auch gerne mal aus einem Kaufhaus flüchten lässt. Also wenn das nicht schräg ist. Und jetzt kommt es, selbst meine Socken sind etwas neben der Spur. Ja, es ist nicht schlimm. Aber immer wieder verfolgt mich in meinem Leben das raus fallen. Das Anders als die Norm sein. Und eigentlich bin ich gar keine schlechte Strickerin. Und dennoch, die pairfecten Socken sind so typisch Nicky. 

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Das Prinzip ist eigentlich super simpel. Man hat einen gelben Anfangsfaden den man wegschneidet und dann einfach beginnt zu stricken. Es ergeben sich ganz von alleine tolle Farbblöcke. Bei meinen Socken im Wechsel Rosé und Weiß als Ringel. Das Garn macht einfach von alleine den Farbwechsel. Motiviert ging es also mit dem stricken los. Nach dem Bündchen einfach glatt rechts. Und Nein, hier ist keinerlei politische Gesinnung gemeint. Es handelt sich ausschließlich um einen Strickbegriff.  Bevor also Hass Beiträge mein Facebook-Profil erreichen, erwähne ich dies doch unsinnigerweise lieber. Gut bei der ersten Socke war ich wohl geistig umnachtet. Irgendwie habe ich nicht wie beschrieben NACH dem weißen kurzen Stück Blockstreifen mit der Ferse begonnen. Warum auch immer, ich begann MIT dem weißen Blockstreifen die Ferse. Variante 1. der Ferse, nämlich die Boomerang Ferse habe ich leider nicht mal mit Youtube Video verstanden. Negativ dazu beigetragen hat natürlich auch Aijo, unser Welpe. Ich habe aktuell viel weniger Zeit und Ruhe zum stricken. Und ich hatte wohl auch nicht die Ruhe um die Videos Schritt für Schritt durch zu gehen. Und es ist ja auch viel leichter die Schuld auf einen wehrlosen grade selig neben mir schlafenden Welpen zu schieben.

Ok, ja ich schäme mich ja schon, ein wenig. Also befasste ich mich mit der klassischen Käppchenferse. Zum Glück habe ich das Magazin Socks Moments zu Hause. Zwar ist eine kurze Anleitung auf der Banderole der Wolle aber im Magazin gibt es Beschreibungen und Bilder zu den allgemeinen Technik des Socken strickens. Irgendwie ergab sich dann aber ungeschickterweise eine Mischung aus Youtube Video und Magazin Anleitung. Ich musste das ganze 3 mal wieder aufribbeln. Das kommt halt davon, wenn man auf mehreren Hochzeiten tanzt. Ich war so genervt über meine eigene Unfähigkeit, ich warf sie ehrlich gesagt in die Ecke. Und auch das meine ich wortwörtlich. Sie flog tatsächlich quer durch die Wohnung in meine Projektkiste. Dort lag sie dann auch erstmal. Hey Socken, pfff wer will schon selbst gestrickte Socken. Das was für Omas. Oder?!

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 Boar, und es wurmte mich. Tagelang kreiste ich wie ein Adler um die Beute.  Immer wieder täuschte ich vor, kein Interesse an Socken zu haben. Immer wieder zog er seine Kreise, der Adler in mir. Und Tag für Tag wuchs mein Verlangen kein Socken Versager mehr zu sein. Das erste Mal überhaupt entwickelte ich ja Ehrgeiz, damals beim stricken. Ehrgeiz ist mir sonst eigentlich eher ein Fremdwort. Ich schmeiße eigentlich viel lieber die Flinte frühzeitig  ins Korn. Und das mit voller in brünstiger Leidenschaft. So ne seltsame Nadeln die man halten muss, dann noch einen Faden auf Spannung mit der anderen Hand, puh. Und Leute wir dürfen nicht vergessen, bei Socken wird auf einem Nadelspiel tatsächlich mit insgesamt 5 Nadeln gestrickt. Klar, die alten Socken Stricker/innen werden nun milde lächeln. Mich hat es aber schier wahnsinnig gemacht. Egal wie man das Sockending wendete, überall sticht einem eine Nadel entgegen. Im vollen Selbstzweifel möchte ich anmerken, dass Nadelspiele einfach auf meiner Liste von *mag ich nicht und will ich auch nicht mögen*landen. Obwohl ich da im Magazin so mega Yoga Socken gesehen habe, hm.

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 Zurück zur bösen Socke in der Projektkiste. Da lagen sie ja nun ganz gut. Aber der Adler in mir fand einfach keine Ruhe. Und dann eines Abends, ohne irgendeine Vorwarnung griff der Adler an. Zügig und ohne eine Sekunde zu zögern schossen die Krallen in die Projektkiste. Da war sie nun, die halbfertige Socke. Ja, sie war angeschlagen und somit einfache Beute. Diesmal ohne Rücksicht auf Verluste.

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Ich strickte sie, diese Ferse. Aber fragt mich heute nicht mehr wie. Ich weis nur, ich vollendete die Ferse. Sie sah nicht perfekt aus aber immerhin hinnehmbar. Voller Vorfreude ging es also weiter bis zur nächsten Katastrophe, der Spitze. Als Varianten waren im Angebot eine Bandspitze oder eine Sternspitze. Optisch gefiel mir die Sternspitze viel besser. Aber leichter erschien mir die Bandspitze. Also strickte ich diese. Ok, ich versuchte sie zu stricken. Obwohl ich alles wie angegeben machte, war die Spitze viel zu lang. Ich sollte nach exakt 19,5cm ab Ferse (für die Größe 40-43) mit der Spitze beginnen. Ich verstand es einfach nicht. Die Socke labberte vorne und war viel zu groß. Gestrickt hatte ich aber alles richtig. Ich kam dann auf die glorreiche Idee meinen Fuß mal zu vermessen. Und siehe da, mein Fuß ist nur 25 cm lang, was laut Liste einer 38/39 Größe entspricht. Die gestrickte 40/43 war aber geplante 26,5 cm lang. Also war es mein Fehler. Ich hätte einfach mal vorher messen sollen. Zumindest wusste ich nun wo der Fehler lag und ribbelte mal wieder auf. Aber irgendwann war es dann vollbracht. Sie war fertig, die erste Socke. Keine Schönheit aber da war sie.

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Etwas positiver gestimmt begann ich also Socke Nr.2. Und es lief einwandfrei. Ja, bis zu diesen bekannten 7. Blockstreifen in weiß. Diesmal wollte ich ja alles richtig machen und begann nach dem Blockstreifen mit der Ferse. Nur irgendwie entwickelte sich der Farbblock nicht wie auf der Abbildung. Meine Ferse wurde zu lang. Obwohl ich exakt 30 Runden Fersenwand strickte. Ich weiß bis heute nicht wo mein Fehler lag. Ich strickte sie einfach zu Ende. Mit dem zu langen weißen Fersen block. An der Anleitung sowie der Wolle selbst kann es nicht liegen. Die Firma Schachenmayr hat sich hier wirklich etwas einfallen lassen. Keinen nervigen Farbwechsel. Und einfach zwei identische Sockenpaare ohne lange im Knäuel nach dem richtigen Anfangspunkt suchen zu müssen. Tatsächlich einfach revolutionär. Und ja, es hat mich so neugierig gemacht, dass ich nun doch mal Socken gestrickt habe. Obwohl ich mich lange gedrückt habe. Danke also dafür.

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Mein Adler und ich sind nun etwas erschöpft aber glücklich. Und wisst ihr was, es ist schon ok, dass wir es nicht perfekt umsetzen konnten. Es ist unser allererstes paar Socken. Und das allererste mal auf einem Nadelspiel. Und es wäre so furchtbar langweilig, wäre es keine Herausforderung gewesen. Dinge, die wir mit Leichtigkeit erreichen, fordern und fördern uns in keinster Weise. (Wie verraten dem schlummernden Adler jetzt auch nicht, dass ein weiteres Herbstbraunes Knäuel Pairfect Socken in der Projektkiste liegt)

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Und das eigentlich schönste Resumé, man erkennt eben auf den ersten Blick, zu wem diese Socken gehören. Ein bisschen krumm, ein bisschen seltsam und ein klein wenig schräg. Es sind eben typische Nicky Socken. Und was soll man ankämpfen gegen seine Natur. So bin ich eben, unperfekt in jeglicher weise. Aber irgendwie doch richtig. Ich muss wohl einfach so sein. Und meine Socken wohl mit mir. Sie sind ein Stück von mir. Entsprungen meiner Hände. Gespickt mit meiner Persönlichkeit. Nicht so gradlinig wie all die anderen völlig identischen Sockenpaare. Nicht so strahlend und nicht so wundervoll akkurat gestrickt. Dafür eben mit Ecken und Kanten und einem hohen Grad an Wiedererkennung. Und ich akzeptiere sie so wie sie geworden sind, einmalig. Eben doch Pairfect

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Herzlichst eure Sockenstrickende Nicky

Hier der Link zu meinen Socken:

www.schachenmayr.com/yarns/regia-pairfect-edition-3

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3 Antworten

  1. Herrlich zu lesen 🙂 Mein erstes Paar Socken war auch ein Kampf, musste immer wieder Reihenweise auftrennen.
    Selbstgemacht ist nie perfekt – so wie wir auch und so darf das auch sein. Ich hab gerade mein erstes Paar Pairfect angefangen (bei Sockenpaar Nummer 4 und perfekt läuft das absolut nicht ) und bin gespannt wie sie am Ende passen, da ich auch 39 trage und mir die Reihenanzahl der einzelnen Passagen wie auch schon die Maschenanzahl spanisch vorkommt.

  2. Nicht unpairfect und nicht unnormal. Einzigartig!
    Danke für den Blogbeitrag, ich erkenne mich, meine Problemchen und meine Sockenstrickkünste wieder 🙂
    Liebe Grüße und keine Panik vor dem 2. Paar,
    Stardy

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